Uwe Ohse

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Protokoll des außerordentlichen MausNet(r) SysOp-Treffens 1994

Autoren: Roman Kunz und Matthias Stürmer
Datum: 16.6.1994

HTML-Markup und alle dabei entstandenen Fehler: Uwe Ohse. Es begab sich zu der Zeit 14.00 am 28.5.1994 (Sternzeit 233487.2)
Nun ja, legen wir mal los.

Außerordentliches Sysoptreffen in Wiesbaden

Nach der außerordentlich pünktlichen Begrüßung durch Gary waren wir gewillt, Frauke Cremer @ HN als Diskussionsleiterin mit deutlicher Mehrheit zu wählen. Zur Wahl standen noch Harald Krusekamp @ MS und Steffen Engel @ PE.

Nachdem eine kurze Stellungnahme zum Einstieg gewünscht wurde, verlas Erwin Timmerbeil @ BN sein Posting in OEFFENTLICH @ BN vom 15.4.94 und entschuldigte sich am Schluß nochmals ausdrücklich für das Lesen der PMs, die er von Michael Keukert @ AC2 zu lesen bekommen hatte. (Es handelt sich hierbei um ein paar wenige aus den ersten Infiles.)

Ralf Lenz @ HG kritisierte die starren Fronten, während Jürgen Conradi @ HB empfahl, den Begriff "Manifest" zu vermeiden und lieber von PMs, Mails oder Mitteilungen reden wollte. Gereon Steffens @ K2 regte eine allgemein sorgsame und neutrale Wortwahl an, da gewisse Begriffe doch negativ vorbelegt seien.

Auf Jürgens Frage, was unter dem Begriff "Stichwortweise Lesen der Mailingliste" zu verstehen sei, antwortete Michael Keukert, daß er nur gelegentlich nachgeschaut hat, ob sich das Archivende verändert hatte. Er schätzte, daß außer Hartmuts Mail noch 2-3 ??? von ihm gelesen worden seien.

Mick Schmidt @ HB kritisierte in seiner nun folgenden Stellungnahme die Form von Timmis Aussage und betonte noch einmal, daß die Mailingliste (im Folgenden "ML" abgekürzt) eine direkte Reaktion auf die Wahl des Diskussionsleiterteams (DL-Team) gewesen sei. Er stehe weiterhin zu den Zielen der ML, distanziere sich von den Methoden, die, wie er betonte, nicht angewandt worden seien.

Weiterhin berichtete er, daß einige Teilnehmer der ML wünschen, den Status der Mails der ML (PM oder nicht?) geklärt zu sehen und deshalb einer Offenlegung widersprechen. Michael Fröhlich @ HB möchte dies am Dienstag (31.5.) in einem Gespräch mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten des Postministeriums klären. Evtl. wird Thomas Backhaus @ HB bei diesem Gespräch dabei sein, bei dem es auch um den generellen Status von PMs geht.

Jürgen versicherte später, daß die Ergebnisse dieses Gesprächs keine rechtlichen Folgen von Seiten der HB-User/Sysops für die PM-Leser haben sollen. Es gehe lediglich um die Klärung für die Zukunft. Torsten Hellerhoff @ AC2 leider NICHT anwesend) wird ein eigener Standpunkt zugestanden.

Olaf Boos @ LU berichtete von seiner Auswertung der ML und bot die daraus erstellte Statistik an. Dies wurde wegen der fehlenden (am Dienstag erwarteten) rechtlichen Stellungnahme abgelehnt.

Jürgen erklärte sich unter bestimmten Umständen bereit, _seine_ Mails der ML, die er geschrieben hat, freizugeben. Ralf berichtete, daß er von Jürgen anonymisierte Mails der ML, die ihn persönlich betrafen, erhalten habe und daß dieses Thema für ihn nach der Einsicht erledigt sei.

Zum "Manifest" erklärte Jürgen, daß nur ein ML-Mitglied in HB es überhaupt erhalten habe, aber keine weitere Diskussion darüber in der ML stattfand, was Harald und Olaf bestätigten. Im weiteren Verlauf des Tages kam die Frage auf, warum sich niemand aus der ML von diesem "Manifest" im nachhinein distanziert habe. Darüber bestand wohl die allgemeine Auffassung der ML-Teilnehmer, daß dies allein Hartmuts Sache sei und die anderen Mitglieder der ML nicht betreffe.

Harald Labeit @ HH (hier zur Unterscheidung von Harald Krusekamp mit Nachnamen) stellte die Frage, wer überhaupt Mitglied der ML sei, oder ob wenigstens die anwesenden Mitglieder bereit seien, sich erkennen zu geben. Frauke stellte das auf Bitten von Harald Krusekamp @ MS zurück.

Michael Keukert erklärte, das ML-Archiv weitergegeben zu haben, um den Vorwurf einer Manipulation zuvorzukommen. Es sei allerdings ein Fehler gewesen, dieses nicht vorher verschlüsselt zu haben.

Gereon erklärte unter allgemeiner Zustimmung, daß der erste Punkt für die MAUS-Programmierer sei, eine PM-Verschlüsselung einzuführen. Jörg Stattaus @ AC berichtete, daß er auf Michaels Rechner die PMs der ML, die bei dem ersten Treffen bei Michael vorlagen, gelesen habe.

In der Pause besprach Harald mit den anwesenden Sysops der MAUS HB persönlich, in wie weit er seine Erkenntnisse aus der Untersuchung des ML-Archivs offenlegen dürfe/solle. Zur Erinnerung: Harald wurde am 15.5.94 in den Untersuchungsausschuß gewählt.

Nach der Pause legte Harald die ihm in Auftrag gegebene Auswertung der ML dar. Er betonte, daß das "Manifest" die übelste Mitteilung sei und daß Hartmut Malzahn @ MK, Michael Vondung @ MK und Torsten Hellerhoff @ AC2 die treibenden Kräfte und aktivsten Mitglieder der ML gewesen seien. Die restlichen Teilnehmer hätten in der ML im Großen und Ganzen keine anderen Standpunkte vertreten als in der Öffentlichkeit.

Die anwesenden Sysops sprachen Harald ihren Dank für seine Mühe und seine neutrale Darstellung aus. Später wurde er noch auf eigenen besonderen Wunsch entlastet.

Edgar Rosenboom @ UN erläuterte auf Nachfrage, warum die MAUS Unna das Netz verlassen wollte, aber daß sie den Usern zuliebe am Netz geblieben seien. Er erläuterte, daß das unberechtigte Lesen und Mitschneiden von PMs sein Vertrauen stark erschüttert hätte. Auf Bitten der User hätten sich die Sysops der MAUS UN sich aber entschlossen, doch im Netz zu bleiben.

Auf allgemeine Bitte um eine Stellungnahme, erläuterte Gereon, warum er damals zugestimmt habe und daß er in Wiesbaden sei, um "seinen Kopf hinzuhalten". Er werde die Konsequenzen auf jeden Fall akzeptieren und bat im besonderen darum, seinen Status als MAUS-Programmierer nicht zu berücksichtigen. Erwin und Michael schlossen sich dem an, wobei Michael Keukert zusätzlich sagte, daß es schwer erklärbar sei, wie sechs Leute gemeinsam eine solche Fehlentscheidung treffen konnten. Roland Franz @ KR berichtete, ähnliches gelte auch für Harro Hedemann @ KR, der seinen Sysopstatus inzwischen aufgegeben hat.

    - -  /Ende des ersten Teils  - -  Abendessen/  - -
Thomas Backhaus @ HB fehlte ein Statement von Jörg, der daraufhin seine Betroffenheit darstellte, das Vorgefallene zunächst nicht weiter reflektiert zu haben. Er fühlte sich damals aus Sorge um das Netz dazu berechtigt. Diesen Standpunkt hatte er auch bereits auf dem letzten User-Treff in Unna zu erklären versucht. Es war für ihn eine große Erleichterung, als vor drei Wochen die Angelegenheit ans Licht gekommen ist.

Peter Hellinger @ N stellte die Frage nach dem Zweck des Mitschneidens. Michael versuchte, verständlich zu machen, daß die einzige Erklärungsmöglichkeit eine Verdrängung gesessen sei, die eigentliche Schmutzarbeit hätte schließlich ein Programm erledigt, das nicht eigens dafür geschrieben sondern nur geringfügig erweitert worden sei.

Jörg betonte, daß Gereon darüber erstaunt war, daß die Archivierung noch so lange weitergelaufen sei.

Jürgen sprach die Logfiles an, und warum Michael in einer Mail darauf verwiesen habe, daß er diese erst überprüfen müsse. Michael erläuterte, daß er die Logfiles zum einen nur in ausgewerteter Form zu Gesicht bekommt (James) und zum Anderen, daß er versucht habe, Torsten auf diesem Weg noch ein wenig Zeit für eine eigene Stellungnahme zu verschaffen.

Kai Henningsen @ MS fragte, welche Konsequenzen nun aus der Situation gezogen werden können und wie man in Zukunft eine solche Eskalation vermeiden könne. Die Probleme hätten schließlich nicht mit der ML angefangen.

Bernd Becker @ PB fragte Jürgen, warum die ML-Teilnehmer nichts konkret unternommen haben, als ihnen bewußt geworden, daß die ML mitgelesen wurde. Als Antwort kam: "Aus Spaß an der Freude ;-) ". Der Name der ML sei doch ein Beweis dafür, daß nicht ernsthaft etwas subversives geplant gewesen sei. Ansonsten hätte man der Liste einen unverfänglichen Namen gegeben.

Es wurden Stimmen laut, daß es vor dem Ziehen von Konsequenzen erst einmal nötig sei, die User umfassend und neutral über den Sachverhalt aufzuklären und eine eindeutige Stellungnahme zum Status von PMs zu erarbeiten. Die Vorarbeiten dazu wurden bewußt Michael und Harald aufgetragen, das Ziel soll eine Art Ehrenkodex für Sysops sein.

Allen war klar, daß dieses Treffen konkrete Ergebnisse haben müsse, die sich nicht in den Extremen "Friede, Freude, Eierkuchen" oder "ich will Blut sehen" äußern dürfen. Deshalb wurden von uns folgende Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise erarbeitet:

Konkret soll zuerst der Abstimmungsmodus für die zukünftigen Sysop-Abstimmungen geklärt werden (One Maus, one Vote?).

In der Zwischenzeit sollen die CFVs mit Sanktionen (für jeden Beteiligten einzeln) erarbeitet und direkt nach der Festlegung des Abstimmungsmodus zur Abstimmung gebracht werden. Diese sollen folgende Punkte zur Wahl stellen:

Bei Personen, die schon einen Verweis erhalten haben, soll dieser im CFV mit Datum erwähnt werden. Außerdem sollen bei diesen Abstimmungen keine Mindestbeteiligungen erforderlich sein.

Die Sanktionen sollen bis auf Widerruf, mindestens aber für ein halbes Jahr (wie bei Abstimmungen allgemein üblich) gelten.

Die einzelnen CFVs sollen gleich nach Festlegung des Abstimmungsmodus erfolgen. Bis dahin ist Zeit zur Diskussion.

Harald betonte noch einmal, daß bei beiden Seiten, den Teilnehmern der ML und auch bei denjenigen, die die Liste mitgeschnitten haben, nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Intention berücksichtigt werden sollte.

Steffen Engel @ PE2 schlug die Formulierung eines minimalen Regelwerkes vor, das als Grundlage für alle Sysops gelten soll. Dieses soll auch für alle bereits im Netz vorhandenen Mäuse zur Geltung gelangen. Wenn ein Betreiber sich nicht damit einverstanden erklären kann, so hat er das Netz zu verlassen.

Stefan Radermacher @ K zog seinen CFV zum befristeten Ausschluß von Mick aus den Sysop-Gruppen zurück. Thomas erklärte sich bereit, Mick (der zu diesem Zeitpunkt bereits essen war) dazu zu bewegen, seinen Antrag gegen Olaf zurückzuziehen.

    - -  /Ende des offiziellen Teils um 21:42 Uhr/  - -
Wir, die Protokollanten, möchten hier noch unsere Zufriedenheit mit der ruhigen und sachlichen Atmosphäre und dem erfolgreichen Ablauf dieses außerordentlichen Treffens ausdrücken und hoffen, daß dieser Ton und diese Stimmung noch eine Weile vorhalten!!!

Roman Kunz und Matthias Stürmer, 16.6.1994


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